Die Philippus- und Jakobuskirche in Stetten

Die im Jahr 1975 durchgeführte Innenerneuerung unserer Kirche bot die seltene Gelegenheit zur Erforschung der einzelnen Bauepochen. Diese Untersuchung wurde von Dr. Koch im Auftrag des Landesdenkmalamtes durchgeführt. Obwohl nur wenig Zeit zur Verfügung stand ist das Ergebnis beachtlich. Danach kann mit Sicherheit angenommen werden, dass auf dem Baugrund heute die vierte aus Stein erbaute Kirche steht. Davor muss hier eine Holzkirche gestanden haben, da die dazugehörigen Pfostenlöcher im Lehmgrund deutlich ausgemacht werden konnten.
Der erste Steinbau hatte noch keinen Turm und hatte wohl dieselben Maße wie die Holzkirche. Von diesem Bau sind Reste in der Nordwand mit einem schmalen gotischen Fenster heute noch vorhanden. Das Baumaterial waren handlich geformte Steinquader, sogenannte Handquader. Als Datum muß eine Zeit der Frühromantik angenommen werden (um 1050). Diese Saalkirche reichte im Osten noch in den heutigen Turmbereich und hatte wahrscheinlich einen halbrunden Chor.
Der nächste Bau war eine sogenannte Chorturmkirche aus der Zeit um 1200. Bei diesen Kirchen diente das Erdgeschoss des Turmes als Chor. Der Chorbogen zum Kirchenschiff hin war etwa 150 cm enger als heute und sehr niedrig. Das Schiff war um 4 m nach Westen verlagert worden. Der Turm steht auf Steinen, die vom Abbruch eines vorherigen Baues stammen. Diese Kirche hatte sehr wahrscheinlich ein Geläute, denn vor der Mauer im ehemaligen Friedhof fand sich eine 2 m tiefe Grube mit Resten einer
Glockenform.
Beim dritten Steinbau um 1450 wurde das Schiff nochmals um 4 m verlängert in Richtung Westen. Wegen Platzmangel konnte man nicht mehr rechtwinklig bauen, da der Schulhof bis zum großen Brand in der Nacht 6./7. Oktober 1840 noch überbaut war. Seit dieser Zeit gibt es keinen Westeingang mehr. Der Zugang erfolgte über das Südportal, der Ausgang in den Kirchhof durch das Nordportal.
Diese Kirche war wohl die schönste von allen und überdauerte den 30jährigen Krieg ohne Schaden. Wie aus der Inschrift über Südportal zu entnehmen ist, wurde 1724 abermals eine Erweiterung notwendig. Dieser vierte Bau konnte nur nach Süden erweitert werden. Dadurch verlor die Kirche ihre Symmetrie. Weil bei jeder Erweiterung der Kirchhof überbaut wurde, liegen im ganzen Kirchenboden mehrere Bestattungen, oft in Schichten übereinander. Auch im ältesten Teil, der nie Kirchhof war, fanden sich Gräber. Der heutige Friedhof ist erst 1627 angelegt worden. Im alten Kirchhof wurde 1775 das Pfarrhaus erstellt. Ein Teil des alten Kirchhofs ist Westlich des Pfarrhauses noch erhalten geblieben.
Die Kirche ist nachweislich 1478 den Aposteln Philippus und Jakobus geweiht worden.
1898, 1931 und 1975 fanden umfangreiche Innenrenovierungen statt. Zuletzt musste 2001 der Turmhahn in Kur, da er vom Sturm „Lothar“ arg gebeutelt worden war.

In den Jahren 2009-2010 wurde der Kirchturm saniert. Das Fachwerk war so marode, dass viele Balken ausgetauscht werden mussten. Anschließend wurde der Kirchturm verbrettert und verputzt, um ihn dauerhaft zu schützen.

 

Die Kirche vor der Turmsanierung 2009-10
Die Kirche vor der Turmsanierung 2009-10
Kirche seit 2010
Kirche seit 2010